
Hochrangig besetzte Veranstaltung zum Thema „Einsamkeit“
Landesregierung will europäische Zusammenarbeit im Kampf gegen Einsamkeit stärken
Am 01.10.2025 fand auf Einladung des Ministerpräsidenten Hendrik Wüst MdL in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen bei der Europäischen Union das 2. Einsamkeitsforum unter dem Titel „Loneliness in Europe. Einsamkeit begegnen – voneinander lernen zwischen Nordrhein-Westfalen und Europa“ statt. Ministerpräsident Wüst MdL ist Schirmherr des EU-Projekts „LONELY-EU“.
In seinem Grußwort betonte er, dass Einsamkeit die neue soziale Herausforderung unserer Zeit in ganz Europa sei. Einsamkeit betreffe alle Altersgruppen und soziale Schichten mit fatalen Auswirkungen auf die Betroffenen sowie auf den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt und Demokratie. Durch gemeinsames Aktivwerden, Lernen und Zusammenarbeit von Politik, Forschung und Gesellschaft könne Einsamkeit jedoch wirksam begegnet werden. Nordrhein-Westfalen werde seine Expertise in die europäische Zusammenarbeit einbringen, um eine gemeinsame Grundlage für den effektiven Kampf gegen Einsamkeit zu schaffen. Das 2. Einsamkeitsforum der Landesregierung diene neben der Vernetzung von Fachexpertinnen und -experten aus Wissenschaft, Praxis, Verwaltung und Politik der Sensibilisierung der Öffentlichkeit und zur Entstigmatisierung von Einsamkeit.
Glenn Micallef, Kommissar für Generationengerechtigkeit, Jugend, Kultur und Sport, bezeichnete in seiner Keynote Einsamkeit als gesellschaftliche Herausforderung. Insoweit bestehe ein Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und dem psychischen sowie physischen Wohlbefinden von Menschen. Nordrhein-Westfalen nehme mit seinem Aktionsplan und der Online-Plattform zum Thema Einsamkeit eine führende Rolle in dem Bereich ein. Die Kommission habe den Aufruf zum Handeln gehört und die erste EU-Strategie zur Bekämpfung von Armut auf den Weg gebracht mit dem Endziel, Armut in der Europäischen Union zu beseitigen. Der Kommissar machte zudem deutlich, dass er weitere Forschung für erforderlich halte, besonders bezüglich des Zusammenhangs von Einsamkeit und digitalen Technologien wie Social Media. Zuletzt hob er die Bedeutung von Sport und Kulturangeboten bei der Bekämpfung von Einsamkeit hervor.
Prof. Dr. Maike Luhmann, Psychologin und Einsamkeitsforscherin, Professorin für Psychologische Methodenlehre an der Ruhr-Universität Bochum stellte in einem Impulsvortrag das von der EU geförderte Forschungsprojekt „LONELY-EU“ vor, welches von ihr koordiniert wird. Die Frage, ob sich Einsamkeit von Menschen auf Demokratie auswirke, könne aufgrund der noch jungen Forschung noch nicht beantwortet werden. Jedenfalls sei Einsamkeit ein Thema, dass die gesamte Gesellschaft betreffe und mit welchem sich alle Mitgliedstaaten befassen sollten. Das Forschungsprojekt diene der Schaffung einer besseren Datenlage, dem grenzüberschreitenden Netzwerkaufbau und dem Erstellen von konkreten Handlungsempfehlungen, um Einsamkeit zu bekämpfen.
In der Podiumsdiskussion trafen unterschiedliche Perspektiven aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft aufeinander. Tim Kramer, freiberuflicher Fotograf und Gründer des Vereins „Vereint Bochum“ sowie diesjähriger Engagement-Botschafter 2025 „Aktiv gegen Einsamkeit“ des Bundesnetzwerks Bürgerengagement, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema Einsamkeit vor allem unter Männern zu enttabuisieren. Einsamkeit sei ein Bedürfnis, dem es zu begegnen gelte, indem man sich einander öffne. Alastair Hannaford, Vertreter des WHO-Jugendrates zum WHO-Bericht „From Loneliness to Social Connection – Charting a Path to Healthier Societies“ Juni 2025, berichtete von der Arbeit des WHO-Jugendrates. Es sei ein Anliegen, jungen Menschen den Zugang zu wissenschaftlichen Informationen zu erleichtern und isolierten jungen Menschen eine Stimme zu geben. MdEP Evelyn Regner (S&D), Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON), stellv. Mitglied im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL) sowie Schirmherrin von „LONELY-EU“, unterstrich die Rolle von Stigma, Vertrauensverlust und fehlendem Zugehörigkeitsgefühl in Zusammenhang mit Einsamkeit. Ihr Anliegen sei es, dass das Thema „Einsamkeit“ auf höchster politischer Ebene in der EU aufgegriffen und eine EU-Strategie zu deren Bekämpfung entwickelt werde.
Die Veranstaltung wurde mit dem Appell abgeschlossen, miteinander in den Austausch zu gehen, um gemeinsam Einsamkeit wirksam zu begegnen.
Kontakt
Dr. Kristina Wojcik
Kristina.Wojcik[at]lv-eu.nrw.de (Kristina[dot]Wojcik[at]lv-eu[dot]nrw[dot]de)
Kurzwahl 871-737
Video der Veranstaltung
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