Projekt „We, the six million“ stärkt Bildungsbrücken zwischen NRW und Israel
Im Zeitraum vom 22. Oktober bis zum 01. Dezember 2025 war das Projekt „We, the six million“ in Israel unterwegs. Im Mittelpunkt der Reise standen die Präsentation der Wanderausstellung zu Biografien verfolgter und ermordeter jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Deutschland sowie die Vertiefung schulischer Kooperationen zwischen nordrhein-westfälischen und israelischen Bildungseinrichtungen.
An Schulen wurden Vorträge, geführte Rundgänge durch die Ausstellung sowie Workshops zu Antisemitismus und historischer Erinnerungskultur durchgeführt. Besonders hervorzuheben ist das Engagement der israelischen Schülergruppen, die teilweise mehrsprachige Führungen übernahmen und vertiefende Fragen zur Entstehung des Projekts sowie zur Bedeutung historischer Dokumente stellten. Im Zentrum der pädagogischen Arbeit stand dabei die Auseinandersetzung mit der Frage, wie sich antisemitische Maßnahmen in den 1930er-Jahren in Deutschland auf das Leben der Menschen auswirkten, deren Biografien in der Wanderausstellung dargestellt werden. Es wurde ausführlich thematisiert, wie Ausgrenzung, Entrechtung und gesellschaftliche Stigmatisierung deren Familienstrukturen, berufliche Perspektiven und Lebenswege tiefgreifend verändert und oftmals vollständig zerstört haben.
Darüber hinaus wurde der Bogen zur Gegenwart geschlagen, insbesondere zu den Entwicklungen nach dem 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg. Die israelischen Schülerinnen und Schüler berichteten, wie Antisemitismus heute ihr Leben prägt, etwa in Form von Unsicherheit im Ausland, medialen Debatten sowie zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung. Diese Verbindung von historischer Analyse und aktueller Erfahrung führte zu intensiven Gesprächen über Kontinuitäten antisemitischer Erscheinungsformen und deren Wirkung auf junge Menschen.
Während des Aufenthalts konnten insgesamt dreizehn Schulen besucht werden, davon acht mit vollständiger Ausstellung. Hierzu gehörten unter anderem Schulen aus dem Großraum Tel Aviv (Gush Dan), Mazkeret Batya, Even Yehuda, Kadima-Tzoran, Rehovot und Netanya sowie Schulen im Norden des Landes, beispielsweise in Maghar und Deir-al-Asad.
Bestehende Schulpartnerschaften wurden weiter gefestigt und darüber hinaus signalisierten mehrere israelische Schulen konkretes Interesse an neuen Kooperationen mit nordrhein-westfälischen Schulen, sodass der Ausbau der Netzwerkarbeit fortgesetzt werden kann.
Ein bedeutender Aspekt der Reise war ebenso die Begegnung mit politischen Vertreterinnen und Vertretern des Landes Nordrhein-Westfalen. In Tel Aviv fand ein persönliches Gespräch mit dem Präsidenten des Landtags Nordrhein-Westfalen, Herrn André Kuper, statt, bei dem bestehende Austauschprogramme gewürdigt und zukünftige Schülerreisen nach Nordrhein-Westfalen erörtert wurden. Zudem hatte das Projekt die Möglichkeit, den Minister für Bundes-, Europa- und Internationale Angelegenheiten sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Nathanael Liminski, zur Ausstellung an der Ironi Yud Daled High School in Tel Aviv zu empfangen. Minister Liminski betonte im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern die Bedeutung schulischer Begegnungen und die Aktualität des historischen Lernens im Kontext gegenwärtiger antisemitischer Entwicklungen. Die Schülerinnen und Schüler diskutierten unter anderem Themen wie „nie wieder ist jetzt“, Erinnerungskultur in Europa sowie ihre eigenen Erfahrungen mit Antisemitismus.
Die große Zahl der Besuche von Politikerinnen und Politikern aus Nordrhein-Westfalen zeigt nicht nur die tiefe Verbundenheit, die das Land gegenüber Israel empfindet, sondern auch, dass die Zeit gekommen ist, unsere Beziehungen auf mehreren Ebenen weiter zu stärken. Für uns ist die bedeutendste Ebene der Aufbau von Schulpartnerschaften und Austauschprogrammen, die durch das Büro des Landes Nordrhein-Westfalen in Israel in besonderem Maße unterstützt werden.
Rückblickend bewertet Projektleiterin Janine Gielis die Reise von hoher Relevanz für die bilaterale Bildungsarbeit und freut sich auf die Entwicklung der Partnerschaften in 2026. Die rege Beteiligung von Lehrkräften, Schulleitungen und politischen Vertretenden unterstreicht die gesellschaftliche und pädagogische Bedeutung des Projekts. „We, the six million“ plant im Jahr 2026 zwei jeweils vierwöchige Folgereisen, um die neu angelegten Kooperationslinien weiterzuführen, Partnerschulen zu besuchen und bestehende Austauschprojekte zu verstetigen.
We the six million Partner
We the six million Infos
Wanderausstellung zur Shoah im Landtag
https://mbeim.nrw/wanderausstellung-zur-shoah-im-landtag
Preisverleihung "Erinnerung und Mahnung. Jüdisches Leben im Rheinland"
https://mbeim.nrw/preisverleihung-erinnerung-und-mahnung-juedisches-leben-im-rheinland